Toni
+++Vermittelt+++

+++VERMITTELT+++

Falls Sie eigentlich auf der Suche nach einem Hund sind, der noch keine eigene Familie hat, dann gehen Sie am besten über das Menü in der oberen Auswahl. („Hunde“ –> „Zuhause gesucht“)

… und was ist mit mir?
Was für eine Aufregung! Einmal im Monat ist bei uns im Shelter fast schon hektisches Treiben. Einige von meinen Kumpels werden aus ihren Zwingern geholt, untersucht und ein paar Tage später von einem großen Transporter abgeholt und in ihr neues Leben gebracht. Sie kehren nicht mehr zurück und wir, die hier bleiben, erzählen uns Geschichten darüber, wie ihr neues Leben wohl aussehen mag.

Es war 2017, dass ich mit meinem Bruder Teddy hier gelandet bin. Davor haben wir sogar ein echtes Zuhause gehabt. Doch irgendwann waren wir anscheinend lästig und man hat uns im Shelter abgegeben. Nun ist es so weit. Auch Teddy hat unseren Zwinger jetzt verlassen können und ich bleibe allein zurück. Das halbe Leben schon in Gefangenschaft. Die Hälfte meiner Lebenszeit verschenkt und vergeudet, hinter Gittern eingepfercht mit vielen anderen Leidensgenossen. Unserer Freiheit beraubt warten wir hier auf unsere große Chance. Wir hoffen, dass sich auch für uns die Gitter irgendwann öffnen und wir auf unsere große Reise geschickt werden. Ich wünsche meinem Bruder ein tolles Zuhause, dass er es gut haben wird und blicke ihm mit einem lachenden und einem weinenden Auge hinterher. Unsere Wege trennen sich nun hier und jetzt ist es für mich an der Zeit, meine eigene Werbetrommel mal ordentlich anzuheizen, denn auch ich bin ein ganz feiner Kerl und möchte nicht länger hier bleiben!

Ich bin ungefähr 4 Jahre alt, (Stand Oktober 2019) mittelgroß und habe Geschichten gehört, dass es schwarze Hunde in der Vermittlung ganz besonders schwer haben. Wieso ist das so? Mir ist nicht mal bewusst, dass ich schwarz bin. Bin ich deshalb anders? Weniger wert? Weniger liebenswürdig? Im Gegenteil! Ich kenne mich bloß unabhängig irgendwelcher Fellfarben und ich finde, ich habe mich eigentlich trotz meiner langen Gefangenschaft sehr sehr gut gehalten! Manch einer lässt sich irgendwann hängen oder macht die Menschen für unsere missliche Lage verantwortlich. Ich gebe mir Mühe, nicht alle Menschen zu verurteilen, das hierher abgeschoben werden zu verzeihen und freue mich noch immer, wenn einer der Pfleger hier ein paar Minuten übrig hat und uns seine kostbare Zuwendung schenkt. Freundlich und neugierig gehe ich auf euch Menschen zu und auch wenn es immer zu wenig ist, was ihr uns geben könnt, so nehme ich doch auch die wenigen und immer zu kurzen Momente dankbar an. Wie sehr wünschte ich mir, einer dieser Menschen öffnet den Zwinger und nimmt mich mit. Wie schön es wäre, wenn ich ebenso wie mein Bruder endlich diesem tristen Leben entkommen könnte! Ich kenne die Freiheit. Ich kenne es, zu laufen, zu springen und zu rennen. Auf einem sonnigen Plätzchen im Gras zu liegen und zu faulenzen. Ich möchte, dass mein Leben wieder so aussieht. Ich möchte gesehen werden und auch in diesen großen Transporter einsteigen dürfen. Lasst es mich meinem Bruder gleichtun und ermöglicht es mir, mein Leben neu zu beginnen. Sicherlich werde ich mich erst einmal zurecht finden müssen, alles wird neu und vielleicht beängstigend sein. Aber mit der entsprechenden Geduld und dem nötigen Feingefühl wirst du mich an alles wichtige in deinem Leben heranführen können und in mir einen treuen Begleiter haben, der noch viele Jahre an deiner Seite bleibt. Mit Artgenossen und mir ist es immer abhängig von der jeweiligen Sympathie, also ist es nicht mal besonders wichtig, dass du schon einen Hund hast, an dem ich mich orientieren könnte.
Bitte lasst mich nicht länger warten und holt mir ein Ticket für die nächste Reise! Bis dahin kann ich mich noch gedulden. Immer in der Hoffnung auf ein besseres, ein würdevolles Leben! Es liegt an euch, mir und uns allen unsere Würde und unser Strahlen in den Augen zurückzugeben. Zögert nicht länger!


Gepostet von Nicole Muckel am Donnerstag, 26. Juli 2018