Reisebericht Vanessa und Vroni – Barlad und Open Shelter Ende März 2018

 

Reisebericht Vanessa und Vroni  – Bârlad und Open Shelter

 

Tag 1

Deutschland – Rumänien – Barlad

Als wir gestern morgen mit ordentlicher Pufferzeit aus Lingen los gedüst sind, konnte noch niemand ahnen, dass aufgrund eines Schneesturmes in Bukarest unsere Anreise nur klitze kleine XX Stunden länger dauerte als gedacht. Der Flieger kam erst 3h zu spät und nach der Landung mussten wir noch 1h im Flugzeug warten. Weder Treppen noch Bus kamen bis zum Flugzeug. Die Rumänen waren sichtlich mit dem Unwetter überfordert. Wir, nachdem wir unseren Mietwagen in Beschlag genommen haben, anschließend auch Einige Rumänen hatten uns sogar von der Weiterfahrt abgeraten. Davon mussten wir uns aber erst selber überzeugen. Die Straßen waren anschließend auf der Fahrt teilweise wirklich sehr heftig, wurden aber mit der Zeit immer besser. Wirklich platt und gerädert kamen wir schließlich um 5 Uhr bei unserem Hotel an. Zeitgleich mit der Guten-Morgen-Begrüßung der gefühlten 10 Hähne der Nachbarn .

Aber nicht lang. Um 9:30 Uhr ging es wieder hoch. Ab zu Luiza und Valy ins Public Shelter.  Es war richtig schön die beiden endlich mal wieder zu sehen. Es war eine gute Stimmung im Shelter. Und auch die Hunde sahen wirklich zufrieden aus. Natürlich werden wir „Fremden“ immer mit einer ohrenbetäubenden Lautstärke begrüßt, aber die Ruhe kehrte schnell wieder zurück.

Nach kurzer Lagebesprechung haben wir uns entschlossen die Hunde zu fotografieren und Videos von ihnen zu machen. Luisa war so lieb und kuschelte auf Nachfrage mit den kleinen Motten, da wir diese gerne zu der kalten Jahreszeit ins Warme holen möchten. Die kurzen Beinchen sind so nah am Boden, dass einige doch am bibbern waren Sie kennt wirklich jeden Hund ganz ganz genau – Wahnsinn!
Eine Hündin wurde noch kastriert und parallel am Auge operiert, aber auch sie kam schnell wieder aus ihrer Narkose und schaute nur verdutzt drein. Diese Hündin war sehr schüchtern. Aber genau wie wir sie kennen haben Valy und Bogdan mit viel Ruhe und Geduld den richtigen Moment abgewartet um ihr so wenig Stress wie möglich zu bereiten. Wir sind immer wieder so so positiv überrascht über den liebevollen Umgang der Shelterbetreiber mit den Hunden.

 

Die gefühlt rennenden Uhren hier in Rumänien überraschten uns wieder aufs Neue. Der erste Tag im Shelter war schon vorbei. Die Dunkelheit begann sehr früh und somit fuhren wir Richtung Hotel. An einer etwas ruhigeren Straße haben wir anschließend noch Bekanntschaft mit 6 Straßenhunden gemacht, denen wir mit Leckerlis wenigstens ein kleines Lächeln ins Gesicht zaubern konnten.
Angekommen im Hotel geht’s nun weiter mit der Auswertung der ganzen Bilder und Videos. Also, fahren wir gleich rüber zu Luiza und Valy und gehen die neuen Bilder/Videos durch, um sie den Alben zuzuordnen.

Tag 2

Besuch in unserem 2. Shelter, dem Help Azorel Shelter in Barlad bei Lucia Calinoiu

Heute sind wir zu Lucia ins Help Azorel gefahren bzw. geschlittert. Das Tierheim ist nur über einen sehr abgelegenen Feldweg zu erreichen. Wir waren heute sehr mutig und haben uns mit dem Auto hin getraut, obwohl die Tierheimleitung dort lieber zu Fuß hin gelaufen ist. Das Auto hat es zwar heile geschafft, der Sprung über den eingeschneiten, großen Graben hat Vanessa dann doch (mehrmals) zu Fall gebracht  Aufgestanden, Schnee abgeschüttelt, weiter ging es. Im Schlepptau hatten wir noch Luiza, die uns beim Übersetzen eine riesige Hilfe war (rumänisch, englisch, deutsch). Die Sonne lachte uns bei minus 8 Grad an und wir legten los. Wieder mal waren alle Hunde sehr aufgeregt uns ‚Fremden‘ zu sehen. Wir verschafften uns kurz einen Überblick über die ca. 140 Hunde.

Heute hatten wir uns vorgenommen von allen einige schöne Fotos zu zaubern, sie alle auch in einem Video festzuhalten und ordnungsgemäß zu kategorisieren. Ist der Hund freundlich, scheu, wie groß, wie alt oder ist er gar unvermittelbar? Es sind so großartige Hunde, die alle ein anderes Leben führen sollten, als das jetzige. Allen Hunden war das Wasser eingefroren und sie kratzen in den Eimern. (Natürlich haben sie anschließend auch frisches Wasser bekommen aber bei den Temperaturen ist es aktuell nicht möglich dies 24h zur Verfügung zu stellen). Die meisten freuten sich so sehr über unseren Besuch, über nur mickrige 2 Minuten Aufmerksamkeit, sodass sie sich durch die Gitterstäben drücken oder gar hinterher weinten. Nur leider lässt es die Zeit meist nicht zu allen Hunden die Aufmerksamkeit zu schenken, die sie so sehr verdient haben. Das Gefühl sie einfach stehen zu lassen war nicht schön. Ebenso schlimm war es einen schwerkranken Hund zu sehen, der gerade aufgrund von Staupe um sein Leben kämpfte. Er wurde medizinisch versorgt, doch mehr können wir nicht für ihn tun. Wir hoffen so sehr, dass er es schaffen wird. Und auch so kleine Welpen haben hier ein besonders hartes Leben bei den Temperaturen , es waren 3, 4 und 6 Monatige dabei und auch zahlreiche Junghunde, die hier nicht aufwachsen wollen. Nach ca. 6h nonstop Aufnahmen, Notizen machen und Fragen stellen fuhren wir wieder heim. Nun heißt es, alles an Bildmaterial und Info’s für euch zur Verfügung zu stellen. Denn jeder Hund hat nur dann eine Chance, wenn man weiß, das es ihn gibt. An dieser Stelle noch einmal der Hinweis an alle: Bitte teilt, teilt und teilt unsere Hunde! Nur dann kann ihr tristes Leben bald ein Ende nehmen.

Tag 3

Shelter in Barlad

Unser Tag begann heute wieder früh am Morgen. Nachdem wir vorgestern die Hunde im neuen Part des „Little Souls Home“ fotografiert und gefilmt haben war heute der alte Teil an der Reihe.
Wie jeden Tag bisher haben wir uns mit Handy und Kamera bewaffnet und uns ans Werk gemacht.
Wie die letzten beiden Tage auch haben wir so viele wahnsinnig tolle Hunde gesehen und gleichzeitig viele Hunde, die mit dem Leben bereits abgeschlossen haben. Wir haben unser bestmöglichstes gegeben die Lakritznasen vor die Linse zu bekommen (was uns bei den Meisten, aber leider nicht bei allen gelungen ist).
Anschließend haben wir Luiza, Valy und Bogdan dabei geholfen die Zwinger zu reinigen, Wasser aufzufüllen, Schnee zu beseitigen und die Hunde zu füttern.

Nach dem „großen Fressen“ haben die Vierbeiner ein Sonnenbad genossen und wir haben uns (nachdem die eingeklemmten Finger versorgt waren) mit Luiza, die wieder zwischen Lucia und uns dolmetschen musste, auf den Weg gemacht, eine „Außenstelle“ des Help Azorel, genannt A2, zu besuchen und auch die dortigen Hunde zu fotografieren, zu filmen und zu kategorisieren. Da dort relativ viele Junghunde waren, war es mal wieder eine Mammutaufgabe, denn keiner der Zwerge hat auch nur ansatzweise daran gedacht, sich für mehr als eine Sekunde nicht zu bewegen 

Mal wieder sind wir auf dem Rückweg mehr gerutscht als gelaufen und da Luiza noch etwas zu erledigen hatte, sind wir zurück in die Pension gefahren um da weiter zu machen, wo wir gestern um Mitternacht aufgehört haben – Hunde kategorisieren und Alben aktualisieren. Den Tag haben wir mit einem leckeren Essen im Restaurant abgeschlossen zusammen mit Luiza und Valy, der heute mal wieder ein Jahr älter geworden ist. Und (wie jeden Tag) haben wir sie mehr als genug mit Fragen gelöchert, die uns beschäftigt haben. Na klar, Fragen über Hunde… aber nicht nur das. Auch über Ansichten der rumänischen Bürger, warum dieses und jenes so ist, wie es ist, Versicherungen, Politik, warum überall Plastikflaschen im Boden stecken und alles, was uns in den Kopf kam. Denn es ist wirklich wichtig, nicht nur etwas für die Hunde zu tun, sondern auch die Menschen besser zu verstehen, die hier leben anstatt nur darüber zu schimpfen. Jetzt fallen wir platt in unser Bett und sind mehr als gespannt darauf, morgen endlich das Open Shelter kennen lernen zu dürfen.

Tag 4

Der heutige Tag verlief komplett anders als geplant. Vorgenommen hatten wir uns das Open Shelter zu besichtigen, Familie Zamfir kennen zu lernen und anschließend wieder in die Pension zu fahren. Aber als wir zum ersten Mal heute morgen aus dem Fenster gesehen haben, sahen wir riesige Schneemassen. Alles war weiß! Alles! Die erste Hürde begann damit, den Wagen vom Hof zu fahren. Nach 30 Minuten und verzweifelten Versuchen dies zu schaffen mussten wir jedoch den Pensionsbetreiber um Hilfe bitten. Er kam kurze Zeit später und schaufelte uns frei. Und los gings. Die Straßen waren absolut zugeschneit, die Autos fuhren max. 40 kmh und ob Himmel oder Straße…. Alles war weiß! Der erste Teil der Fahrt war noch grenzwertig, aber dann kamen die Berge. Man kann sich nicht vorstellen wenn man es nicht erlebt hat, wie heftig dies war. Überall schlitterten Autos vom Berg, viele schafften es nicht und unser Auto kam mehr als an seine Grenzen. Mit gefühlten 2 kmh schlitterten wir von links nach rechts, mit heulendem Motor Stück für Stück voran. Gesprochen haben wir zu dem Zeitpunkt kein Wort mehr. Aber nun waren wir mitten in den Bergen und es war unmöglich umzudrehen. Nachdem unser komplettes Cockpit mit Warnhinweisen blinkte hatten wir es nach einer gefühlten Ewigkeit geschafft. Familie Zamfir pickte uns an einer Tankstelle auf und wir stiegen um in den Warrior. Aber auch mit diesem Wagen war es aufgrund der Schneemassen unmöglich ganz zum Open Shelter zu gelangen. Also stiegen unsere sowas von durchgeschüttelten Körper aus dem Wagen und der Fußmarsch durch teilweise 50cm Schnee lag vor uns.

Als wir beiden Sportskanonen endlich pustend, schnaufend und rotem Gesicht angekommen waren, wussten wir nun warum wir dies gemacht haben. Es ist ein unbeschreiblich schöner Ort mit so glücklichen Hunden, die uns freundlich begrüßten. Wir waren wirklich geflasht. Die Hunde spielten im Schnee, versuchten Vögelchen zu jagen und fühlten sich sichtlich wohl. Einige ließen sich knuddeln, viele waren interessiert und liefen direkt neben uns und andere lauerten aus den Bergen.

Die Futterplätze waren voll und die Hütten waren sehr warm und trocken und insgesamt war es wirklich wunderschön dort. Nachdem der Schnee wieder einsetzte und Aslan unsere eigenen Snacks durch elegantes Anhüpfen ergattern wollte, sind wir zurück gewandert. Nun war der Plan, einen Kaffee bei Familie Zamfir zu trinken und ab zurück in die Pension. Als wir jedoch die Rückfahrt besprochen haben, kam die ernüchternde Erkenntnis: Keine Straße ist mehr passierbar. Überall standen LKWs quer und blockierten die Straße. Wir hatten keine Chance heute noch zurück zu fahren. Was macht man dann? Rumänische Gastfreundschaft genießen! Unfassbar wie freundlich, liebevoll und hilfsbereit diese Familie zu uns ist. Wir aßen und tranken zusammen, sprachen über weitere Pläne und Möglichkeiten des Open Shelters und verliebten uns dabei ganz schnell in diese tolle Familie. Wir können so froh sein, dass genau sie das Open Shelter betreuen. Es gibt keine größeren Engel! Aber nun ist es spät und wir wurden mit zusammengeschnorrten Kinderzahnbursten, Bettwäsche und Handtüchern in deren Apartment gefahren. Eine komplette Wohnung nur für uns! Obwohl wir nun nichts bei uns haben, nicht mal frische Socken…. fühlen wir uns pudelwohl. So eine Warmherzigkeit haben wir vorher nicht kennen gelernt. An dieser Stelle auch noch einmal ein unfassbar großes Dankeschön an die komplette Familie! Und auch an Svenja, die alle paar Minuten auf dem Hinweg gefragt hat, ob wir noch leben und uns mit Witzen den Trip versüßt hat.

Tag 5

Wir erwachten nicht wie gewöhnlich in unserem Hotel, sondern in dem Appartment von Familie Zamfir.
Doch um die Zeit für den Rückweg wieder etwas aufzufangen, kamen die lieben Brüder der Familie, die das Open Shelter betreiben, bereits um 07:15 Uhr um uns abzuholen. Unser Vorhaben einen Kaffee zu trinken und dann los zu düsen wurde nach 3 Sekunden abgeschmettert, weil sich im Auto ein Frühstückssortiment einer syrischen Großfamilie befand. Also nahmen wir die Einladung für das gemeinsame frühe Festmal an. Diese Gastfreundschaft ist wie gestern bereits berichtet einfach unfassbar!
Aufgefuttert ging es dann mit gemischten Gefühlen wieder Richtung Barlad. Wir waren traurig der Familie Zamfir Tschüß sagen zu müssen, haben die vom Schnee geräumten Straße in den Bergen gefeiert wie einen Formel 1 Sieg und stellten uns die Frage: Was erleben wir heute im Little Souls Home?

Dort angekommen erblickten uns direkt 2 neue Hundegesichter. Eine kleine Knopfaugen-Wuschel-Maus (unfassbar wie man einen so süßen kleinen jungen und freundlichen Hund einfach bei den Wetterverhältnissen aussetzen kann) und eine richtig arme Schnecke. Sie wurde sehr stark gebissen und Luiza und Valy fanden sie zum Glück kurze Zeit später geschockt in einer Straße liegend. Diese traurige Maus wurde nun erstversorgt und bekam anschließend sogar eine eigene große Hütte mit viel Stroh. Nun kann sie sich erstmal erholen. Ihre Verletzungen sahen wirklich nicht schön aus, aber sie hatte einen Schutzengel.

Dann ging es zurück zum Alltag im Shelter. Zwinger reinigen, füttern, tränken. Hört sich einfach an, ist es aber nicht. Die ganzen Schneemassen waren in die Zwingeranlagen gefallen, in denen die Hunde natürlich auch ihre Hinterlassenschaften platzieren. Also versuchten wir Schnee zu schieben und diesen außerhalb des Zwingers zu stapeln und die Häufen raus zu picken und separat zu entsorgen. Bei so vielen Hunden ist dies wirklich eine Knochenarbeit. Also fanden wir beiden Profisportler wieder schnell zu einer gesunden roten Gesichtsfarbe zurück  An dieser Stelle aber auch noch einmal ein Riesenlob an die Arbeiter dort. Sie machen dies wirklich jeden Tag mit großer Solgfalt – egal wie lange das dauert. Und zack – war der Tag im Shelter schon wieder vorbei. Alle fuhren heim.
Ein normaler Feierabend bedeutet hier übrigens: Duschen, Essen und Hundefotos zuzuordnen/kategorisiern. Heute jedoch mit einer Besonderheit – Wäsche waschen. Hätten wir dabei Zuschauer gehabt, hätten diese nun auch rote Gesichter. Aber vor lachen. Die Hostelbetreiber sind wirklich sehr freundlich, sprechen aber zu 100% nur rumänisch. Also stehen alle mit den Köpfen vor der Waschmaschine und jeder erzählt irgendetwas. Immer nett lächeln….wir haben in der 10 minütigen Unterhaltung nichts – absolut nichts verstanden. Und wir sind uns fast sicher, dass es ihm genau so ging. Aber witzig war es trotzdem. Nachdem die Wäsche fertig war, haben wir sie zusammen mit der Hoteldame draußen auf einer Drahtschnur an einer min. 478 Jahre alten Holzlatte aufgehangen. Ja, hier ist einiges anders. Aber wir haben wieder mal gemerkt, dass die Rumänen auch sehr zuvorkommende Menschen sein können.

PS. Als wir nun wirklich in diesem Moment diesen Text geschrieben haben ist noch etwas passiert. Wir haben noch 2 Flaschen selbstgebrannten Schnaps vom lieben Papa Zamfir bekommen. Diese haben wir hier auf unseren Tisch im Schlafzimmer platziert. Und einfach so – aus dem nichts ist die Flasche zersprungen. Alles lief durch unser ganzes Zimmer. Nachdem wir aber nun mit wischen, sauber machen und abwaschen fertig sind, werden wir nun mit einer ordentlichen Schnapsfahne in der Nase schlafen können. Heute wahrscheinlich sogar noch besser und tiefer als die letzten Tage .