Reisebericht Mai 2019
– Nicole und Marit

04.05.2019 – 08.05.2019

Anreise

✈? Am 04.05.2019 sind unsere Marit und Nicole Richtung Bukarest gestartet mit dem Ziel Racari Shelter. Dort wollten sie die Hunde kennenlernen und beschreiben, Fotos und Videos machen und auch einfach mit anpacken. Am Sonntag waren die beiden noch ganz schön erschlagen von der Anreise und all den neuen Eindrücken, aber in den kommenden Tagen haben sie berichtet, was die beiden dort so erlebten. Und was für tolle Hunde im Racari-Shelter auf ihr ganz großes Glück warten!

05.05.2019

Der Sonntag war ein langer, aber sehr interessanter Tag. Das Racari Shelter wird vor Ort von Bianca geleitet, mit der unser Team von Deutschland aus zusammenarbeitet. Neben der Arbeit im Shelter und ihrem Hauptjob hat Bianca vor kurzem eine eigene Tierklinik eröffnet. Dort werden in Zukunft auch die Kastrationsaktionen von unserem Projekt hope and change for Romanian strays by Seelen für Seelchen e.V. stattfinden.

Zusammen mit den Tierärzten George und Paul, die auch mit Seelen für Seelchen e. V. zusammen arbeiten, führt Bianca in ihrer Klinik zudem auch eigene sowie von anderen Vereinen gesponserte Kastrationsaktionen durch. Am Samstag fand eine solche Kastrationsaktion statt, bei der Marit und Nicole über die Schulter gucken konnten. Die Örtlichkeiten kann man natürlich nicht mit deutschen Standards vergleichen, aber die Tierärzte sind sehr routiniert und achten sehr auf Hygiene, damit es nicht zu Infektionen kommt. Die Kastrationsaktionen von Bianca und dem Team sind, wie auch die Spayatons von Seelen für Seelchen e. V., kostenlos für die Besitzer der Tiere, damit möglichst viele von ihnen das Angebot annehmen und somit das Elend der ungewollten Welpen, die dann entsorgt werden, eingedämmt werden kann. Am Samstag wurden bei Biancas Kastrationsaktion viele Hunde und Katzen kastriert, was sehr erfreulich ist.

Marits und Nicoles Eindruck ist, dass das ganze Team um Bianca sehr engagiert und professionell und ein Paradebeispiel dafür ist, wie sich auch einheimische Tierschützer einsetzen und ihre Netzwerke aufbauen. Sie haben einen guten Draht zu den Einheimischen und leisten einen großen Beitrag zur Bekämpfung der Straßenhundproblematik.

06.05.2019

Heute Morgen wollten wir uns eigentlich um 9 Uhr im Shelter mit Bianca und ihrem Team treffen. Doch dann bekamen wir eine Nachricht, dass zwei Hunde zur Kastration in Biancas Klinik gebracht werden. Zwei Männer hatten die Hündinnen in ihrem Wohnkomplex gefangen und zur Kastration gebracht. Die ist für sie kostenlos. Sie werden die beiden nun für die ersten Tage in ihrem Garten lassen, damit sie sehen, ob sie sich gut erholen. In den nächsten Tagen werden sie weitere Hunde von dort bringen. So wird eine Vermehrung verhindert und die Hunde dürfen dort weiter in relativer Sicherheit leben. Diese Kastrationen werden durch Seelen für Seelchen und das Projekt hope and change for Romanian strays by Seelen für Seelchen e.V. finanziert.

Später dann stand unser Opa Zottel im Mittelpunkt: Der hat nämlich für seine Größe schon ein biblisches Alter erreicht und ist leider wegen seiner Herzwurmerkrankung nicht reisefähig. In dem kleinen Auslauf, den Bianca ihm bauen lassen hat, kann er nun den Tag im Gras liegen und dösend verbringen, statt an der Kette bleiben zu müssen. In seinem Alter tun natürlich so langsam alle Knochen weh und so konnten wir die Vorstellung, dass er auf dem harten Hüttenboden liegen muss, nicht ertragen. Also ging es auf zum Baumarkt und nun darf Zottel eine wasserabweisende Polsterung aus Waschmaschinenunterlagen sein Eigen nennen. Vielleicht konnten wir ihm damit das Leben etwas erleichtern.

Da das Racari Shelter ein städtisches Shelter ist, haben wir bestimmte Auflagen des Veterinäramts an die wir uns halten müssen. Dazu gehört, dass alle Hunde gechipt, geimpft, kastriert und auf Mittelmeerkrankheiten getestet sein müssen. Für die meisten Hunde ist das bereits erfüllt, bei den Neuzugängen wird das nun in Biancas Klinik sofort gemacht. Heute kam das Ärzteteam, um auch die ängstlichen und scheuen Hunde in Angriff zu nehmen. Viele konnten mit etwas Geduld so behandelt werden, doch bei einigen blieb leider nur die Betäubung mit dem Blasrohr. Dadurch sollte vermieden werden, sie mit Gewalt zu fangen und sie so noch mehr zu traumatisieren. Danach waren sie etwas benommen und mussten erst mal ihren Rausch ausschlafen. Aber so gab es für uns die Möglichkeit, die sehr scheuen Hunde endlich mal zu Gesicht zu bekommen. Bei Bellatrix konnte zusätzlich noch eine Wunde von Sonntag versorgt werden und Lucky durfte zur Pediküre. Auch dies lief sehr routiniert ab und man merkte, wie sehr Bianca und den Ärzten die Racari Hunde am Herzen liegen. Heute konnten wir zum Beispiel Fee, Adele, Luera und Stella endlich mal ganz sehen!

Welpen

Im Racari-Shelter gibt es natürlich auch Welpen. Die meisten kennen die Wuschel Sweety, Lilly und Keule bereits. Nachdem sie lange bei Biancas Freundin untergebracht waren, sind sie nun ins Shelter umgezogen. Besonders Keule und Sweety sind ganz schön frech ?

Die zwei ganz Kleinen sind noch nicht im Zwinger, da sie einfach den häufigen Wetterumschwüngen noch nicht gewachsen sind.

Besonders gespannt waren wir aber auf den neusten Wurf, der von einer Dame aus dem Ort gebracht wurde. Bisher hatten wir keinerlei Infos oder Fotos von ihnen. Also ging es ab in den Zwinger, aber davon waren sie alles andere als begeistert. Zusammengequetscht und verschüchtert wollten sie absolut nichts mit uns zu tun haben.

Also überlegten wir, wie wir sie doch noch von uns überzeugen konnten. Und siehe da – sie sind bestechlich ?

Kaum hatten wir die Leckerli in der Hand, traute sich einer nach dem anderen heraus. Noch immer sehr vorsichtig und zurückhaltend, aber auf jeden Fall mit Geduld und Liebe machbar.

Bianca und ihre Mitarbeiterin wollen nun so oft wie möglich Zeit mit ihnen verbringen, um sie auf das Leben in Deutschland vorzubereiten.

Trotzdem bleiben sie unsere Sorgenkinder, denn große schwarze Welpen sind leider nicht besonders beliebt. Doch wir möchten uns nicht vorstellen, was mit ihnen passiert, wenn sie erst mal ein Jahr im Zwinger leben …

Demodexhunde

Warum wir uns für die Straßenhunde in Rumänien einsetzen zeigt der nachfolgende Bericht von Marit und Nicole noch einmal in aller Deutlichkeit:

An unserem letzten Tag haben wir dann gesehen, warum Kastrationen und Aufklärung unbedingt weiter gefördert werden müssen … Bianca hatte eine kleine private Kastrationskampagne in ihrer Klinik geplant. Wir waren bereits im Shelter, als uns ihre verzweifelte Nachricht erreichte. Diese drei Hunde wurden soeben zur Kastration abgegeben. Sie sind nur noch Haut und Knochen und fast nackt durch Demodex. Die Besitzerin will ihnen die Medikamente nicht geben, sie werden sterben. Ob wir sie aufnehmen können. Natürlich haben wir zugesagt, wie könnten wir sie bei diesem Anblick ablehnen. Und so kamen diese drei armen Seelen einige Zeit später im Shelter an. Der Anblick war verstörend. Kaum etwas an ihnen erinnerte noch an einen Hund. Die eine Maus war vorsichtig freundlich und freute sich über Zuwendung, aber die anderen beiden kauerten sich voller Angst in die Ecke. Es wurden noch schnell die desaströsen Krallen gekürzt um ihnen schon mal diesen Schmerz zu nehmen und dann durften sie sich in Klinik-Raum des Shelter mit dem wärmenden Heizlüfter erholen. Bianca und ihr Team werden alles tun, um den dreien so schnell es geht wieder auf die Beine zu helfen. Sie werden nun endlich so medizinisch versorgt, wie es schon vor langer Zeit hätte passieren müssen und erfahren endlich Liebe und Zuwendung. Wir werden euch auf dem Laufenden halten.

Um das alles stemmen zu können, werden wir sicherlich in Zukunft eure Hilfe brauchen. Außerdem könnt ihr mit einer Kastrationspatenschaft bei uns helfen, dieses Leid weiter zu vermindern. Informiert euch gerne über unser Kastrationsprojekt hope and change for Romanian strays by Seelen für Seelchen e.V., wir freuen uns über jede Unterstützung!

Rückblick

Eine aufregende und lehrreiche Zeit geht zu Ende. Vier Tage Racari Shelter, vier Tage den Tierschutz vor Ort begleiten. Wir haben mehr gesehen und gelernt, als wir uns je hätten vorstellen können. Nun kennen wir die Gegebenheiten vor Ort besser, können die Probleme besser verstehen und was dort jeden Tag geleistet wird.

Wir kommen zurück mit einem Koffer voller Ideen, Inspirationen und Zukunftsvisionen, die es umzusetzen gilt. Aber auch mit dem Wissen, dass es noch viel für uns zu tun gibt in Zukunft. Ein bisschen was konnten wir schon bewirken. Eine neue Hundehütte, ein weicheres Bett für Zottel und die Überdachung von drei Zwingern sind für diese Hunde bereits ein großer Unterschied.
Ein Teil von unseren Herzen haben wir dort gelassen. Bei unseren wundervollen Hunden. Die sich so über jede Zuwendung gefreut haben und zum Teil schon über drei Jahre auf ihre Chance warten. Viele von ihnen wirken so fehl am Platz, betteln darum, mitkommen zu dürfen, betteln um ein bisschen Liebe. Und schauen uns traurig durch die Gitterstäbe nach, wenn wir ohne sie gehen. Wenn sie wüssten, wie schwer unsere Herzen dabei sind … Wir haben ihnen versprochen, dass wir alles in unserer Macht stehende dafür tun werden, ein Zuhause für sie zu finden. Doch noch müssen wir sie schweren Herzens zurücklassen. Wir kennen sie nun besser, haben neue Infos und Fotos bekommen und werden ihre Alben erneuern. Und vielleicht ist es dann ja für den ein oder anderen endlich soweit und er kann seine Reise ins Glück endlich antreten.

Immerhin wissen wir, dass Bianca für sie da ist. Ihre Zeit ist knapp bemessen, doch alles, was sie aufbringen kann, verbringt sie bei ihnen. Wir haben großes Glück, mit ihr jemanden zu haben, der die Hunde und den Tierschutz vor alles andere in seinem Leben stellt. Wir sind ihr dafür sehr dankbar. Thank you Bianca for your wonderful work, your fight for the dogs, your commitment and endurance, the love you bring to Racari Shelter, your warm welcome and patience with the crazy Germans! ?❤

Wir werden auf jeden Fall wieder kommen!
We will definitely come back!