Ihr lieben Menschen.

So lange lebe ich nun schon im Shelter, nachdem ich mich geschätzte vier Jahre wahrscheinlich in den Straßen Rumäniens durchgeschlagen habe.

Das Gute ist, dass ich hier versorgt werde und nicht täglich um mein Überleben kämpfen muss. Jedoch … das wahre Leben ist es tatsächlich nicht.

Tag um Tag vergeht und ich verbringe so viel wertvolle Lebenszeit in einem Käfig.

Seit meiner Ankunft im Shelter durften schon so viele Hunde zu ihren neuen Familien reisen. Mich hat noch niemand für sich entdeckt. Dabei bin ich eine ansehnliche Hündin. Almendra – also „Mandel“ – ist mein Name, wegen meiner schönen Fellfarbe und meiner mandelförmigen Augen.

Mein Aussehen ist also bestimmt nicht sie Ursache dafür, dass mich bisher niemand wollte.

Woran liegt es denn, dass andere Hunde schon zu ihren Familien reisen durften, ich aber nach so langer Zeit immer noch hier ausharren muss?

Vielleicht liegt es daran, dass ich mich Menschen gegenüber recht zurückhaltend zeige. Wenn die Teammitglieder von Seelen für Seelchen e.V. hierherkommen, um uns Hunde zu besuchen, uns kennenzulernen und möglichst auch einige gute Fotos und Videos zu erhaschen, damit wir Hunde den interessierten Adoptanten gut präsentiert und beschrieben werden können, dann bin ich immer hinten stehengeblieben und habe diese mir fremden Menschen lieber aus der Entfernung beäugt. Und wenn sie den Zwinger betreten haben, blieb ich lieber in meiner Hütte.

Und so habe ich mir bisher den besten Zugang zu potentiellen Interessenten selbst ein wenig verbaut, denn man konnte nach den Besuchen im Shelter weder viel Neues von mir berichten noch das Bildmaterial nennenswert aktualisieren.

Dabei war es ja gar nicht so, dass ich die Menschen nicht mochte. Ich war nur einfach überfordert, denn wenn die anderen Hunde die Besucher begrüßten, dann war es mir einfach zu wild und zu laut.

Und das ist der Eindruck, den ich allgemein auf die Menschen mache. Die ganze Situation im Shelter ist mir insgesamt einfach zu viel.

Und da schließt sich der Teufelskreis, denn gerade für Hunde wie mich, die mit dem Shelter-Alltag nicht so gut zurechtkommen, ist es so wichtig, endlich ein richtiges Zuhause zu finden.

So sehr sehne ich mich nach Ruhe und Geborgenheit, nach einem glücklichen und unbeschwerten Hundeleben. Dürfen meine Pfoten denn nie wieder das weiche Gras spüren?

Gewiss, meine Zurückhaltung, gar Skepsis Menschen gegenüber macht es mir nicht leicht. Wenn ich nur die richtigen Menschen finden könnte, die mir die passenden Bedingungen und die nötige Zeit und Geduld geben können, dann habe ich aber eine Chance. Vielleicht finde ich hier und jetzt endlich meine Menschen fürs Leben, die mich einfach so nehmen, wie ich bin. Die keine Erwartungen an mich stellen, die ich nicht erfüllen kann.

Und wer weiß, vielleicht geschieht dann ja doch eines dieser kleinen Wunder, von denen man immer wieder hört und ich werde in einer ganz anderen Umgebung doch noch zum Schmusehund …

Denn mit den Pflegern im Shelter habe ich offenbar gar keine Probleme. Sie konnte ich ja bereits kennenlernen. Nur haben diese lieben Menschen leider nie genug Zeit für jeden einzelnen Hund und können mir unter den hiesigen Bedingungen natürlich auch kein richtiges Zuhause schenken.

Daher hoffe ich so sehr, dass ich nun endlich gesehen werde!

Meine zurückhaltende Art hat bis hierher mein Überleben gesichert. Im Shelter-Alltag hat sich das auch bewährt, aber das kann doch nicht für immer so weitergehen! Ich sehne mich doch so sehr danach zu LEBEN, nicht nur zu überleben. Ich brauche also dringend eure Hilfe.

Bitte seid meine Rettung! Seid der Impuls von außen. Bitte holt mich zu euch und ändert mein Leben! Gebt mir die Chance, die ich genauso verdiene wie jeder andere Hund, auch wenn ich nicht in vorderster Reihe um Aufmerksamkeit heische.