Straßenhunde in Rumänien – Sie sind Ceausescus Erbe
Etwas zur Geschichte der Straßenhunde:
Vor mehr als 30 Jahren wurden zahlreiche Wohnblöcke in den Städten Rumäniens errichtet und die jüngeren flüchteten regelrecht vom Land in die Stadt.
In diesen Plattenbauwohnungen war jedoch kein Platz mehr für die Tiere. Viele hatten vorher in Häusern mit Gärten gewohnt, wo sie ihre Hunde und Katzen hielten. Die Tiere wurden nun ausgesetzt und vermehrten sich unkontrolliert. Die meisten Menschen in Rumänien sind den Straßenhunden freundlich gesonnen, ihnen fehlen jedoch das Geld, die Möglichkeit und das Wissen, sich verantwortungsbewusst um „ihre“ Tiere zu kümmern. Viele Hunde leben im Freien oder werden an Ketten gehalten – kaum einer ist kastriert. Fast ein viertel Jahrhundert nach der Hinrichtung des Diktators kämpft Rumänien folglich mit seinem Erbe. Allein in der Hauptstadt ist die Rede von rund 65.000 Straßenhunden, in ganz Rumänien sollen es um die 6 Millionen sein. Immer wieder werden Rudel verwilderter Straßenhunde zu Schlagzeilen, werden Bissattacken medial aufgebauscht, werden falsche Statistiken und Berichte zu Beißvorfällen veröffentlicht. Dabei werden in Deutschland, gemessen am Bevölkerungsvolumen, statistisch gesehen nicht weniger Menschen von Hunden gebissen. Der einzige Unterschied besteht darin, dass es in Deutschland keine gefährlichen Straßenhunderudel gibt und ausgesetzte Tiere in den Tierheimen gut untergebracht sind. Das Aussetzen der Hunde hingegen können die Tierheime bestätigen findet hier genauso statt.
In den vergangenen 15 Jahren wurden in Rumänien entgegen bestehender Tierschutzgesetze Hunderttausende von Straßenhunden in „Säuberungsaktionen“ auf teils unglaublich brutale Art und Weise getötet. Die, die nicht sofort sterben mussten oder besser gesagt durften, wurden von Hundefängern brutal gefangen und in heruntergekommenen, meist öffentlich finanzierten Sheltern – kurzum: Tötungsstationen – unter katastrophalen Bedingungen ohne Wasser und Futter eingesperrt. Hier werden sie in den meisten Fällen nach einer kurzen Aufbewahrungsfrist getötet. Offiziell werden sie „euthanasiert“, die Realität sieht jedoch meist anders aus: Viele verhungerten und verdursteten, nicht wenige starben durch die Giftspritzen, wurden erhängt, erschlagen oder gar lebendig verbrannt. In vielen Tötungsstationen wird das Tötungsgift T61 verwendet jedoch ohne Vollnarkose. Die Hunde sterben grauenvoll unter starken Schmerzen nach einem langen und qualvollen Todeskampf. Diese Säuberungsmethoden brachten jedoch nicht den erzielten Effekt: Die Straßen blieben voll von Streunern.
Rumänien hatte bis 2001 kein Tierschutzgesetz und schon gar keine Regelung in Bezug auf die Streunerproblematik. Ab 2001 gab es nun Veränderungen zum Positiven, dennoch galt bis Ende 2007 das Tötungsgesetz, nach welchem Hunde eingefangen und nach zwei Wochen in Gewahrsam getötet werden durften. Das Gesetz entsprach nicht den Regelungen zum Schutz von Tieren der Europäischen Union und musste somit mit der Aufnahme in diese weichen. 2008 wurde das Töten von gesunden Tieren verboten und Tierquälerei unter Strafe gestellt. Bereits im Jahr zuvor waren erste nachhaltige und erfolgsversprechende Konzepte in Bezug auf die Straßenhunde im Parlament erarbeitet worden, eine Abstimmung wurde jedoch bis 2010 blockiert. Zu groß war mittlerweile das „Geschäft“ mit den Hunden und ihrem Töten..
Das Problem:
Laut Meinungsumfragen sprachen sich fast drei Viertel der Rumänen gegen Euthanasie und für Kastration als beste Lösung aus. Beharrliche Proteste rumänischer wie ausländischer Tierschützer führten letztlich zu einer abermaligen Korrektur des Streuner-Gesetzes, das nun nur die Tötung kranker und aggressiver Straßenhunde erlauben sollte.
Im Mai 2011 wurden über Nacht fast alle der rund 220 Hunde im Public Shelter Botosani brutal getötet. Kleine, große, freundliche und scheue Hunde – es gab hier keinen Unterschied. Nur eine Handvoll Hunde konnte in letzter Minute am nächsten Morgen gerettet werden bzw. Sind diesem Massaker entkommen.
September 2013:
Rumänien nach dem Beißvorfall– Mafiöse Strukturen. Am 2. September 2013 werden der vierjährige Ionut Anghel und sein sechsjähriger Bruder beim Spielen von einer Gruppe Hunde angefallen, Ionut stirbt an den Verletzungen. Die Politik sieht ihre Chance und die Presse spielt ihr in die Hände: Die Straßenhunde werden für die tödliche Attacke verantwortlich gemacht. Nachprüfungen und Recherchen von Tierschützern und Tierrechtlern machen jedoch schnell deutlich: Die beiden Brüder wurden von Wachhunden auf einem Firmengelände angefallen und nicht wie behauptet von Straßenhunden.
Trotzdem: Der Sündenbock ist gefunden, die Medien schüren Panik, die Menschen sind aufgebracht, das rumänische Parlament erlässt erneut das „Tötungsgesetz“.
Ende 2013 wurde nach diesem tödlichen Beißvorfall, der bewusst und fälschlicherweise Straßenhunden in die Schuhe geschoben wurde, in Rumänien per Eilverfahren ein Gesetz durchgedrückt, dass es wieder erlaubte, Straßenhunde einzufangen und in Tötungsstationen unterzubringen und anschliessend zu töten. Zum Zeitpunkt der Verkündung das es sich nicht um Strassenhunde handelte, ist die ASPA in den privaten Shelter von 4 Pfoten eingedrungen und hat gewaltsam die Hunde mitgenommen. Es war ein klares Ablenkungsmanöver und die Aufklärung über den Fall Ionut ist regelrecht im Sande versunken. Überall in Rumänien wurde der Bestand an Hundefängern massiv aufgestockt. Anfang des Jahres 2014 ist die Jagd in Rumänien eröffnet, selbst kastrierte und markierte Hunde werden gefangen und getötet. Unter dem Vorwand der Sicherheit der Bevölkerung werden Hunde brutal eingefangen und teilweise sogar ihren Besitzern entrissen, um allein für das Einfangen eine Kopfgeldprämie pro Hund zu erhalten – bei einem rumänischen Durchschnittsgehalt von rund 300 Euro ein lukratives Geschäft bei der Anzahl der Hunde auf den Straßen. Mehrere zehntausend Straßenhunde mussten bereits ihr Leben brutal lassen. Es werden vorrangig die lieben und ungefährlichen Streuner gefangen und die „Problemhunde“ ganz bewusst auf der Straße gelassen, um weiterhin Panik zu schüren und eine Rechtfertigung für das eigene Handeln zu haben.
Seit Ende Juni 2014 dürfen die Hunde zwar nicht mehr offiziell getötet werden, in vielen Sheltern geschieht dies jedoch weiterhin. In anderen werden die Hunde meist einfach ihrem Schicksal überlassen – unter mangelnder Versorgung und hygienisch katastrophalen Bedingungen vegetieren sie bis zu ihrem Tod in den Zwingern dahin. Das Personal ist meist unterbezahlt, schlecht ausgebildet und äußerst brutal.
In Botosani haben wir das Glück das tolle ehrenamtlich arbeitende Menschen vor Ort sind und durch die Unterstützung von ausländischen Organisationen, haben wir stets den Kontakt und das Gespräch mit den verantwortlichen der Stadt Botosani. Die Hunde im Shelter Botosani werden mit Futter versorgt das von Spenden aus dem Ausland finanziert wird und auch unsere rumänische Tierärzte dürfen den Hunden im Shelter wieder helfen.
Nachhaltige Lösungsansätze & zwingende Forderungen:
Um weiterhin mit der Stadt an Lösungen für die Hunde im Shelter arbeiten zu können, müssen wir die Streunerproblematik welche vom Menschen geschaffen wurde im Sinne der Tiere wieder in den Griff bekommen. Streuner leben kein Leben in Freiheit, sondern verbringen jeden Tag mit Angst, Hunger, Krankheiten und Erschöpfung. Um weiteres Tierleid zu verhindern, dürfen Tötungsmaßnahmen nicht die Lösung sein. Die einzig nachhaltige Lösung bieten stetige Kastrationsaktionen. Nur so kann auf Dauer und in der Zukunft gewährleistet werden, dass nach und nach die Tiere gesünder und friedlicher auf der Straße leben und keine weiteren Nachkommen entstehen. Studien beweisen längst, dass nur Kastration auf lange Sicht die Population eindämmen kann, Tötungsaktionen haben hingegen keinen erkennbaren Rückgang gebracht. Die brutale Tötung von Straßenhunden in Rumänien hingegen ist ein Skandal und absolut der falsche Weg.
Aufklärung und Bildung der Tierhalter vor Ort durch unsere Kollegen bringt einen zusätzlichen Erfolg. Durch unsere regelmässigen Besuche in Botosani, 2mal jährlich, können wir die Wandlung der Menschen vor Ort erkennen. Die Warteliste ist lang für eine kostenfreie Kastration von Hunden mit Besitzern. Die Menschen danken unseren Tierärzten von Herzen und sind glücklich das keine neuen Welpen mehr geboren werden, weil sie nicht wissen was sie mit ihnen machen sollen, geschweige denn wie sie diese Hunde ernähren sollen. Die finanziellen Mittel um ihren Hund selber kastrieren zu lassen haben die meisten Menschen dort nicht. Das monatliche Durchschnittseinkommen in Botosani liegt bei knapp 300 Euro – eine Kastration liegt schon bei 25 Euro. Die Lebenshaltungskosten sind gemessen an dem Einkommen sehr hoch.
Unsere einzige Möglichkeit sind freie Kastrationen in der Stadt Botosani und deren Randbezirke. Es gibt uns die Möglichkeit der Verhandlung das die rund 750 Hunde im Public Shelter nicht den gleichen Weg gehen müssen wie viele der rumänischen Hunde in anderen Städten.
Seit 2013 kämpfen wir für die Hunde in Botosani und wir werden immer für diese Seelen kämpfen.
Es ist schrecklich und teilweise nicht mehr zu ertragen. In diesem Jahr war die Welpenflut größer den je. Alle Pflegestellen vor Ort und auch der Shelter ist voll mit Welpen die in die Hölle geboren wurden. Sie sind und waren krank, haben mit dem Leben gekämpft und die meisten haben den Kampf verloren. Fast alle der Welpen sind an Parvo erkrankt und nur die wenigsten überleben diese Krankheit. Die Behandlung kostet Geld das wir nicht haben. Eine Kastration verhindert dieses Leid der armen kleinen Welpen. denn sie kennen bevor sie sterben nur eines…. Leid, Krankheit und Qual. Wenn sie überlebt haben beginnt der nächste Kampf um ein Zuhause. Sie leben Monate oder Jahre hinter Gittern und die nächste Krankheit wartet nur auf sie.
Helft bitte mit damit das aufhört und diese Kleinen gar nicht erst in diese rumänische Hölle geboren werden. Eine Verringerung der Hunde durch Kastrationen erhöht auch die Chance aller anderen Hunde auf ein Zuhause im Glück.
Vielen Dank an Doris Schmidt von Pfötchenhoffnung e.V. von der wir diesen Text übernehmen durften!