Sandro G
+++Verstorben+++

Sandro 🕊 🖤

Wie das Ticket zum Glück zur Reise in den Tod wurde.

Pfotengetrappel auf gefrorenem Boden und aufgeregtes Hundegebell durchdringen die frostige Winterlandschaft Rumäniens. Jetzt, kurz vor Weihnachten, wo sich eigentlich schon alle Zuhause unter die warme Wolldecke kuscheln, die letzten Einkäufe erledigen und sich auf eine ruhige Zeit bis zum Jahreswechsel freuen, wurde es in unseren Sheltern und beim Team in Deutschland noch mal wuselig. Denn ein paar Seelchen hatten das Glück, doch noch dieses Jahr ausreisen zu dürfen und den oft bitterkalten Tagen und Nächten des rumänischen Winters zu entfliehen. Die Weihnachtszeit zum ersten Mal im Kreise einer liebenden (Pflege-) Familie und den stressigen, angsteinflößenden Jahreswechsel in einem sicheren Rückzugsraum verbringen zu können.

Doch was so wunderbar begann, sollte sich bald zum Albtraum entwickeln 💔

Auch für Sandro, der schon als Welpe zu uns kam und die ersten Jahre seines Lebens bei uns im Zwinger auf seine Chance warten musste, startete an diesem Tag die große Reise. Zu einer Pflegefamilie sollte es gehen. Sie hatte schon einen Hund von uns aufgenommen und in ein neues Zuhause vermittelt. Alle Zeichen standen auf Zuversicht. Auf ein ganz neues, glückliches Leben für den süßen Rüden, der lange auf seine Chance warten musste.
Doch nach den ruhigen Feiertagen kam der 31. Dezember. Der Tag, vor dem es vielen Tierbesitzern das ganze Jahr graut. An dem jedes Jahr Tausende Wild- und Haustiere sinnlos ihr Leben lassen. Die Nacht, in der unsere Tiere, die nur ihren Instinkten folgen können, auf uns Menschen angewiesen sind. An dem unsere Verantwortung für ihre Sicherheit und Wohlergehen noch mal viel größer ist als an jedem anderen Tag des Jahres.
Sandro ging am späten Nachmittag noch eine letzte Runde Gassi. Es wurde geknallt, er erschrak, wand sich aus Halsband und Geschirr. Rannte kopflos in Panik davon. Direkt auf eine Schnellstraße, wo ihn ein Auto erfasste. Nur wenig später erlag Sandro seinen Verletzungen. So die Erzählung der Pflegestelle. Sandros Leben endete nur Stunden bevor das Jahr startete, das endlich seins werden sollte. In dem sich sein Leben endlich zum Guten wenden würde 💔

Wir bleiben fassungslos zurück. Wie konnte das passieren? Wir haben uns bewusst dafür entschieden, seinen sinnlosen Tod öffentlich zu machen, auch wenn wir wissen, dass auch wir dafür Kritik einstecken müssen. Völlig zurecht, denn auch wir machen uns größte Vorwürfe. Warum haben wir nicht bis zum nächsten Jahr mit der Ausreise gewartet? Die Antwort ist einfach. Sandro ging zu einer bekannten Pflegestelle, der wir zugetraut haben, ihn richtig zu sichern und an Silvester nicht so leichtsinnig zu sein.
Die doppelte Sicherung ist eines unserer Hauptanliegen. Immer und immer wieder wird es bei der Vermittlung erklärt, ein Merkblatt muss unterschrieben werden. Der richtige Sitz wird erläutert, auf was es ankommt, damit ein Hund sich eben auch in der größten Panik nicht daraus heraus winden kann. Aufklärung über Silvester auf all unseren Kanälen und direkt an unsere Adoptanten und Pflegestellen. Sichert die Hunde! Geht abends kein Gassi mehr. Lasst die Hunde nicht ungesichert an die Tür oder in den Garten und so weiter. Wir haben gedacht und gehofft, das würde reichen. Aber Sandros Schicksal hat uns eines besseren belehrt.
Wieso musste abends noch eine Runde Gassi gegangen werden? Zur Not hätte es doch sogar einen Garten gegeben. Warum war er entweder nicht mit Sicherheitsgeschirr oder mit einem falsch sitzenden gesichert? Wir haben es doch so oft gesagt. Wieso musste Sandros Leben so enden, obwohl es doch so einfach zu verhindern gewesen wäre? Auch nach so vielen Jahren können wir es nicht verstehen. Warum werden all unsere Warnungen und Aufklärungen immer wieder auf die leichte Schulter genommen? Glaubt man uns nicht? Denkt man, man weiß es besser? Ist es Leichtsinn, weil so etwas einem ja nicht passiert?

Lucia, die sich fast sein ganzes Leben in Rumänien liebevoll um Sandro gekümmert hat, ist am Boden zerstört. Dann hätte er doch lieber bei ihr bleiben sollen. Im Shelter, wo es zwar nicht warm und gemütlich ist, aber wo es ab und an eine Streicheleinheit gibt und wo er vor allem eines ist – sicher bei Menschen, die den Straßenhunden ihr Leben widmen.

Für uns ist Sandros Tod ein Mahnmal. Was für eine Todesangst muss er in diesem Augenblick gespürt haben? Wie groß muss die Panik gewesen sein, dass sie ihn blind für alles hatte auf die Schnellstraße rennen lassen? Den Horror, der seine letzten Lebensminuten erfüllt haben muss, können wir uns wahrscheinlich nicht mal annähernd ausmalen und doch zerreißt und nur der Gedanke daran schier das Herz 💔

Wir werden uns das nie verzeihen. Wir werden nie wieder einen Transport so kurz vor Ende des Jahres starten. Komme wer wolle. Und wir werden nach Wegen zu suchen, die Menschen noch besser zu erreichen und aufzuklären. Damit kein Hund mehr den Leichtsinn eines Augenblicks mit allem bezahlen muss, was ein Straßenhund besitzt – seinem Leben.

Wir hätten dir so viel mehr gewünscht, lieber Sandro. Renn über die Regenbogenbrücke, springe durch die Wolken und sei frei von allen Sorgen und Ängsten ☁️🌈🌟

Wir werden dich nie vergessen! ❤


Sandro kam am 21.12. ganz frisch in Deutschland an. In wenigen Tagen werden wir also in der Lage sein mehr über ihn zu berichten und auch aktuelle Fotos online stellen. Dann kann er auch gern auf seiner Pflegestelle besucht werden. Interessenten, die ihn kennenlernen möchten, können sich aber natürlich trotzdem schon gern bei uns melden.

Er wurde ca. 2022 geboren und wird entwurmt, entfloht, geimpft, gechippt, kastriert und mit europäischem Pass gegen eine Schutzgebühr von 460 € mit Schutzvertrag über den Verein „Seelen für Seelchen e.V.“ vermittelt. Des Weiteren wurde vor der Ausreise ein Schnelltest auf Mittelmeerkrankheiten durchgeführt, der negativ war.


Nachfolgend sein alter Text und Bilder aus Rumänien:

Steckbrief
Alter: ca. im Juni 2022 geboren
Geschlecht: männlich
Kastriert: ja
Charakter: freundlich; gegenüber Bezugspersonen sehr aufgeschlossen, verschmust und verspielt; freut sich über Aufmerksamkeit; gegenüber Fremden zu Beginn erstmal schüchtern; verträglich mit Artgenossen
Größe: ca. 55-60 cm
Im Shelter seit: August 2022
Verwandte: Bruder Eddie

Guten Tag ihr lieben Menschen!
Als ich noch ganz klein war, wurde ich zusammen mit meinem Bruder von der Straße gerettet und ins sichere Shelter gebracht. Leider weiß ich bis heute nicht, wo unsere Mama ist, denn wir wurden damals ganz alleine gefunden. Aber wir hatten ja glücklicherweise immer noch uns!

Zwischenzeitlich sind wir erwachsen geworden und die Suche nach eigenen Familien begann – und so machte sich mein geliebter Bruder bereits auf den Weg in eine bessere Zukunft. So schmerzlich der Abschied auch war, so sehr freue ich mich natürlich für ihn. Doch nun ist mein Wunsch nach einer eigenen Familie umso größer, denn ich sehne mich nach Zuwendung und gemeinsamen Aktivitäten. Verschmust und freundlich wie ich bin, stelle ich mir gerne vor, wie unbeschreiblich schön es sein muss, Tag für Tag Menschen an meiner Seite zu haben, die mich lieben und mit mir durch Dick und Dünn gehen. Oder wie es ist, ein weiches Körbchen zu haben und gemeinsam spannende Spaziergänge zu erleben.

Man sagt, dass ich ein super hübscher und auch liebenswerter Hundejunge sei. Und zudem bin ich auch bereit, die große weite Welt zu entdecken. Jedoch habe ich keine Ahnung, was mich dort alles erwarten wird, denn bisher kenne ich ja nur das Shelter und den Zwinger, in dem ich erwachsen wurde. Daher ist es wichtig, dass du sehr geduldig und einfühlsam mit mir bist, denn ich habe noch nie mit Menschen unter einem Dach gewohnt. Halsband und Leine kenne ich nicht. Im Auto mitfahren, Treppen steigen und ‘Sitz-Platz-Bleib’ sind ebenfalls alles Fremdwörter für mich. Vielleicht besuchen wir dafür einfach gemeinsam die Hundeschule? Das wäre doch ein super tolles Abenteuer für mich – und dich!

Nun warte ich hier auf meinem kleinen, gepackten Köfferchen und hoffe, dass ich vielleicht genau dich mit meinen lustigen Öhrchen und meinem hoffnungsvollen Blick verzaubere…